Für mich ist Holda eine Göttin der Liebe, der gerechten Verteilung, des Todes und der Wiedergeburt. Auch hat sie für mich drei Aspekte. Erstens, den der Unterwelterin, die Todbringende. Zweitens, die die zwischen den Welten steht. Drittens, die die im Dieseits ist, die Märchengestalt die die Betten schüttelt.
Ich habe sie als eine reife Frau mit langem weißem Kleid und roten Haaren erfahren und kennen gelernt.
Für mich ist sie auch eine Schwellengöttin, die zwischen Tod und Sterben entscheidet bzw. die toten in die Unterwelt begleitet.
Als ich mich das erstmal mit ihr verbunden habe, gab sie ganz klar zu verstehen welche Anstrengungen oder Strapazen ich auf mich nehmen muss um eine Freundschaft zu ihr auf zu bauen. Ich will damit nicht sagen das sie eine beherrschende Person ist aber ohne Fleiß kein Preis.
In einer Meditation zeigte sie sich mir als große erhabene Göttin die behütend aber nicht beherrschend über mir stand.
Sie wirkt deshalb so groß und mächtig weil sie über lange Zeit hinweg durch Glauben, Anbetung und durch erzählen ihrer Märchen gut genährt wurde und immer präsent war.
Holda ist eine altgermanische Göttin, die in Europa nur noch durch
das von den Gebrüdern Grimm überlieferte Volksmärchen Frau Holla
bekannt ist. Besondere Verehrung fand sie in Teilen Deutschlands wie
Hessen, Sachsen und Thüringen, sowie in Holland (Hollas Land?).
Holda hat viele Beinamen, die von Gebiet zu Gebiet variieren: Holda,
Hulda, Holla, Holle, Hella, Hel, Frau Huld, Frau Holda, Frau Holle,
Frau Frick und sogar Frau Venus (u.v.w.!).
Für mich ist Holda das Musterbeispiel (Wenn es denn ein
Musterbeispiel gibt) für die große Göttin im Wicca.
Deshalb will ich sie hier auch einmal in ihrenverschiedenen
Aspekten vorstellen:
1. Holda die holde Göttin
Der Name Holda sagt eigentlich schon alles über die wichtigste
Eigenschaft dieser Göttin aus, nämlich dass sie eine durch und durch
holde ( = gnädige, wohlwollende) Gottheit ist. Sie erfüllt die Wünsche
derer die sie ehrfurchtsvoll darum bitten und ist denen gewogen die
ihre Mildheit nicht ausnutzen. Denn Holda ist keine verschwenderische
Göttin, die jeden Wunsch aus ihrer Gutmütigkeit heraus erfüllt.
Das wissen wir ja noch aus dem Märchen der Gebrüder Grimm,
in welchem sie das Mädchen das es sich verdient hat mit Gold,
und ihre Stiefschwester, die faul und unverschämt ist mit Pech
überschüttet.
Das Wort "hold" kann auch mit "schön" übersetzt werden und
bezieht sich dann auf das Aussehen der Göttin. Holda wird
vorgestellt als schöne junge Frau mit goldenem Haar und
schneeweißer Haut, mit einem seidenen Schleier und einem langen
Mantel, mit dem sie je nach Jahreszeit Schnee, Regen oder Tau über
die Welt schleift. Erst das anbrechende Christentum und die Kirche
wandelte die schöne Holda in die alte Frau mit der langen Nase und
den großen Zähnen um, die uns aus dem Volksmärchen bekannt ist.
Als Holda oder Frau Hold ist diese Göttin auch die Anführerin der
"Holden", einer Schar elfengleicher Lichtwesen und Seelen der
Verstorbenen, die aus dem Buch "Der Herr der Ringe" als Elben
bekannt sind.
2. Hella die Unterirdische
Als Hella oder Hel ist die Göttin eine Göttin der Unterwelt,
der Verstorbenen und des Todes. In diesem Aspekt wird sie
vorgestellt als das was in keltischen Gebieten als
"Die weiße Dame" bekannt war. Eine völlig in weiß gekleidete Frau,
die durch die Welt zieht und die jenigen besucht, die zu sterben haben.
In anderen Traditionen besucht die Göttin die Sterbenden
nicht persönlich, sondern fängt ihre Seelen nach dem Tod mit
einem großen Netz ein. Hella ist auch und vor allem eine Göttin
der verstorbenen oder ausgesetzten Kinder. Wann immer man ein Kind
oder Baby an einer Wegkreuzung aussetzte war es für sie bestimmt.
Noch nach Anbruch des Christentums in Europa war es Glaube, dass alle
ungetauften Kinder zur Göttin Hella/Hel/Holda/Holle und damit in die
Hölle kamen, während die getauften Kinder zum Christengott
in den Himmel fuhren.
Als Todesgöttin ist Hella auch gleichzeitig eine Göttin der Wiedergeburt.
Es heißt in ihrem unterirdischen Reich stehe ein Brunnen aus dem sie
alle ungeborenen Kinder hebe und den Müttern in den Leib lege,
während alle Verstorbenen in diesem Brunen zurückkehrten um
erneut geboren zu werden.
Da ihr Reich unterirdisch ist hat Hella auch Macht über alles was
aus der Erde sprießt, weshalb sie in diesem Aspekt auch eine
Fruchtbarkeitsgöttin, mit der griechischen Demeter gleichzusetzend ist.
Die früheren Bauern hatten großen Respekt vor ihr, da
sie allein darüber entschied ob eine Ernte erfolgreich war
oder misslang. Sie ist gleichzeitig die Schutzpatronin, der Schutzgeist
sozusagen, des Feldes und seiner Pflanzen. Ihr zu ehren wurde nach jeder
erfolgreichen Ernte ein Büschel Korn stehen gelassen, mit dem sie
"ihre Pferde füttern kann".
3. Frau Hold die Windsbraut
Als Sturmgöttin ist Holda die Anführerin der wilden Jagd
(oder des wilden Heeres). Einer Gruppe von Geistern,
Dämonen, toten Seelen, wilden Tieren und Gottheiten, die
des nachts durch die Gegend reiten und alles was ihnen begegnet
zu Tode erschrecken. Ihre flatternden Haare machen die Stürme,
das Knallen ihrer Peitschen und das Zähneknirschen ihrer
Reittiere erzeugen die Blitze, und die Hufe ihrer Pferde den Donner.
Holdas männliche Begleiter bei dieser wilden Jagd sind der
Donnergott Donar (nordisch Thor) und der Sturmgott Wotan
(nordisch Odin), die ihre ständigen Geliebten sind. In anderen
Versionen ist es nicht Holda selbst die den Sturm macht, sondern
Wotan. Hierbei hat Holda die Rolle der Wolkenfrau, die vom
Sturmgott und seinem wilden Heer verfolgt wird (Bildlich die Wolken
die vom Wind über den Himmel getrieben werden).
Überhaupt kann man Holda als Wettergöttin bezeichnen: Sie zieht
ihren triefend nassen Mantel über den Himmel wenn es regnen soll,
regnet es über einen längeren Zeitraum, wäscht Holda ihre Kleider,
(und bald darauf muss es wieder besser werden, denn wenn Holda ihre
Kleider wäscht will sie bald ausgehen) sie kocht den Nebel in einem
großen Kessel, tanzt den Sonnenschein herbei, lässt alle Wolken
vom Himmel verschwinden wenn sie sich sonnen will,
kämmt sie sich die goldenen Haare, ist das Sonnenlicht heller
denn je und zuckt und flimmert wo man auch hinsieht ...
4. Holda die Göttin der Spinnrocken
Als Schutzgöttin der Spinnerinnen und Weberinnen ist Holda
so ziemlich mit der nordischen Göttin Frigg identisch.
Mit ihrem Wagen, der von Schimmeln oder Jagdhunden
gezogen wird zieht sie durch die Menschenhäuser und schaut
ob alle Handarbeit getan ist. Die Frauen die ihre Spinnarbeit
getan haben belohnt sie damit dass sie selbst des nachts noch
weiter spinnt, die Faulen, die nichts getan haben bestraft sie in
dem sie ihre Sachen durcheinander bringt, Dinge versteckt, oder
die Wolle anzündet. Als Göttin des Spinnrocken steht Holda auch
in Beziehung zu den drei Schicksalsgöttinen, den Nornen, die das
Lebensschicksal jedes Menschen durch seinen am Spinnrad
gesponnenen Lebensfaden bestimmen.
5. Frau Venus
Unter dem Beinamen Frau Venus ist Holda vollkommen
mit der römischen Göttin Venus, bzw. mit der griechischen
Aphrodite identisch. Frau Venus wohnt im Venusberg unter
der Erde, heißt es. Frau Venus ist die Anführerin aller
zauberkundiger Frauen und die Königin der Göttinnen.
Noch mit einer weiteren Göttin wird Holda identifiziert:
Mit Diana, der römischen Göttin der Jagd. Es gibt mehrer Hinweise
die auf eine Identität zwischen Holda und Diana schließen lassen:
a) Der Folklorist Charles G. Leland schreibt
in seinem bekannten Buch (über italienische
Hexentraditionen und Göttinnenkulte)
"Aradia or Gospel of the witches" Kapitel 3:
"This was the first fascination, she hummed the song,
it was as the buzzing of bees (or a top spinning round),
a spinning-wheel spinning life. She spun the lives of all men;
all things were spun from the wheel of Diana."
[Deutsch: "Dies war die Erste Faszination, sie summte das Lied,
es war wie das Summen der Bienen (oder ein sich drehender Kreisel),
ein Spinnrad das Leben spinnt. Sie sponn die Leben aller Menschen,
alle Leben waren gesponnen vom Rad der Diana."]
Hier steht Diana genau wie Holda mit dem Spinnrad und damit
dem Schicksal in Verbindung.
b) Im selben Buch "Aradia or Gospel of the Witches" steht
neben Diana ihre Tochter Aradia, die als Halbgöttin auf die
Erde geht und die Religion und Zauberkraft ihrer Mutter
Diana an die Menschen bringt. Aradia wird sogut wie immer
auch Herodias genannt. Herodias wiederum ist ein Mitglied
des "Holden Heeres" das von Holda angeführt wird.
c) Noch Burcard von Worms sagte in einer Gegend die früher
Holda's Verehrungsgebiet war:
" (...) einige frevelhafte Frauen (...) verkünden dass sie zur
nächtlichen Stunde mit Diana, der Göttin der Heiden oder mit
Herodias und einer unzählbaren Menge von Frauen und wilden
Tieren reiten (...)"
Quelle: anglefire.com